Die Burschenschaft - Deutsche Burschenschaft (2024)

Burschenschaftliche Geschichte

Geschichte und Gegenwart

Im Mittelalter lebten die Studenten an den Universitäten in sogenannten „Bursen“, in denen sie sich vornehmlich in landsmannschaftlich orientierten Gruppen zusammengeschlossen hatten. Aus diesen Gemeinschaften entwickelten sich im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts die heutigen studentischen Korporationen wie beispielsweise Corps, Landsmannschaften, Burschenschaften und auch konfessionell gebundene Verbindungen. Sie alle haben vieles gemeinsam, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Die Burschenschaften haben ihren Ursprung in der am 12. Juni 1815 in Jena gegründeten „Urburschenschaft“. Sie war der Zusammenschluß von Jenaer Studenten, deren Ziele die nationale Einheit aller Deutschen und die Befreiung von obrigkeitsstaatlichem Regiment waren.

Viele der späteren Burschenschafter hatten als Freiwillige an den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1815 teilgenommen und widersetzten sich nun den Beschlüssen des Wiener Kongresses vom Sommer 1815, der eine Zersplitterung Deutschlands in 38 Teilstaaten festgeschrieben hatte. Diese Ziele wurden trotz Verfolgung und Unterdrückung immer wieder in die Öffentlichkeit getragen. Das Wartburgfest im Oktober 1817 in Eisenach, das Hambacher Fest 1832 in der Pfalz, die Revolution 1848 und daran anschließend die stark von Burschenschaftern geprägte Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche bildeten Höhepunkte in der von der burschenschaftlichen Bewegung mitbestimmten Entwicklung auf dem Weg zum Nationalstaat.

Die Urburschenschaft

Auszug der Studenten im Kampf gegen Napoleon,

die Entstehung der Burschenschaft

Der Kampf gegen Napoleon und die französische Vorherrschaft in Europa wurde zur Geburtsstunde eines neuen deutschen Nationalgefühls und der Anlaß zu einer entscheidenden Umgestaltung des studentischen Gemeinschaftslebens. Schon um 1810 entwarfen Friedrich Friesen und Friedrich Ludwig Jahn im Auftrag des geheimen „Deutschen Bundes“ den Plan einer deutschen Burschenschaft, die alle Sonderverbindungen ausschließen und das Studententum „moralisch verbessern, den deutschen Sinn beleben“ und damit den Kampf gegen das französische Joch einleiten sollte. Wenn auch der damalige Rektor der Universität Berlin, Johann Gottlieb Fichte, diese Gedanken entschieden ablehnte, so fielen sie bei den noch landsmannschaftlich organisierten Studenten Nord- und Mitteldeutschlands auf fruchtbaren Boden. Begeistert gliederten sich große Teile des Studententums in die Reihen der Kämpfer gegen Napoleon ein. Im Rahmen des Lützowschen Freikorps wurden Jahns und Friesens Ideen fortentwickelt und nahmen festere Formen an. Schon kurze Zeit nach dem Sieg über Napoleon entstand in Halle am 1. November 1814 eine Teutonia, der freilich die landsmannschaftliche Herkunft noch stark anzumerken war und die deshalb nicht den Namen einer Burschenschaft verdient.

Gründung der Urburschenschaft in der Gastwirtschaft „Zur Tanne“, Jena,

Im Westen und Südwesten Deutschlands waren es von Ernst Moritz Arndt ausgegangene Anregungen, die zum Entstehen von Vereinigungen in Gießen, Heidelberg und Marburg führten, die als Vorgänger der Burschenschaft bezeichnet werden dürfen. Aus den 1814 im Rhein-Main-Gebiet gegründeten „Deutschen Gesellschaften“ bildete sich unter der Führung von Wilhelm Snell und Karl Hofmann ein politischer Geheimbund, der eine Einigung Deutschlands unter preußischer Führung und eine freiheitliche Verfassung anstrebte. Mit Unterstützung des preußischen Staatskanzlers Hardenberg gelang es diesem „Deutschen Bund“, in Südwestdeutschland Anhang zu finden. In Jena bildeten im August 1814 die aus dem Felde Zurückgekehrten eine „Wehrschaft“, die sich im Gebrauch der Waffen übte und aus Angehörigen der verschiedensten landsmannschaftlichen Verbindungen bestand. Die treibende Kraft für die Gründung einer allgemeinen Verbindung wurde jedoch die Landsmannschaft Vandalia. Nach erbitterten Auseinandersetzungen, die zu zahlreichen Mensuren führten, ließen sich auch die übrigen Landsmannschaften für den burschenschaftlichen Gedanken gewinnen. Am 29. Mai 1815 beschloß der Senioren-Convent die Auflösung und wenige Tage später, am 12. Juni 1815, senkten sich vor der Gastwirtschaft „Zur Tanne“ die Fahnen der Landsmannschaften zum Zeichen ihres Aufgehens in der Burschenschaft.

Fest der Burschenschaft in Jena im Januar 1816

So bestand denn zwischen Landsmannschaft und Urburschenschaft in Jena eine enge Verwandtschaft, und doch unterschied sich diese von jener ganz wesentlich. Der Unterschied lag nicht so sehr in einer Umbildung der Formen des studentischen Lebens; solche Reformen hatten bereits die Orden und die „neuen“ Landsmannschaften angestrebt. Das eigentliche Neue lag darin, daß die Burschenschaft das Volk und die Verantwortung des Einzelnen gegenüber dem Ganzen in den Mittelpunkt des studentischen Lebens stellte. Die Erziehung von freien, sittlichen und opferbereiten Persönlichkeiten wurde der Leitgedanke, der bis heute Gültigkeit besitzt. Die Schüler von Jahn, Luden, Fichte, Friesen und Arndt hatten kein Verständnis mehr für die kleinstaatliche Zersplitterung Deutschlands. „Als ein Bild ihres in Freiheit und Einheit erblühenden Volkes“ wollte die Burschenschaft für die Überwindung der nationalen Zerrissenheit wirken. Unter Ablehnung übersteigerter individualistischer und weltbürgerlicher Tendenzen der Aufklärung stellten die Urburschenschafter als echte Kinder der Romantik den Glauben an die besondere Bestimmung und Bedeutung des Volkstums in die Mitte ihres Denkens und Handelns. „Die Reinheit der deutschen Sprache, die Ehrbarkeit der deutschen Sitten, die Eigenart deutschen Brauchs, überhaupt alles zu fördern, was Deutschland groß und stark, den deutschen Namen rühmlich und gefürchtet machen konnte“, war der Urburschenschaft oberstes Ziel. Ihr ideales Streben und die Reinheit ihres Wollens werden für alle Zeiten Vorbild des deutschen Studententums sein. Freilich schloss die leidenschaftliche Vaterlandsliebe auch die Bekämpfung des „Undeutschen“ und „Welschen“ ein.

Das Wartburgfest 1817

Das Wartburgfest, im Oktober 1817

Nicht nur in den 1815 folgenden Jahrzehnten, sondern bis in unsere Tage setzte sich das Ringen um einen Ausgleich zwischen den waffenstudentisch-korporativen Traditionen und den vaterländischen Zielsetzungen und Reformbestrebungen fort. Zunächst jedoch griff der burschenschaftliche Gedanke in wenigen Monaten um sich.

Als von Jena die Einladung erging, am 18. Oktober 1817 zur Feier des Jahrestages der Reformation und der Leipziger Völkerschlacht auf der Wartburg bei Eisenach zusammenzukommen, folgten über 500 Burschen von fast allen deutschen Hochschulen diesem Ruf. Bei den Verhandlungen prallten auch hier zunächst die Ansichten der Repräsentanten der alten landsmannschaftlichen Richtung und die der Wortführer der burschenschaftlichen Idee hart aufeinander, doch kam in der allgemeinen Begeisterung eine Versöhnung zustande, alle Gegensätze traten fürs erste zurück.

Das Wartburgfest ermöglichte erstmals einen Gedankenaustausch zwischen den Führern der jungen Bewegung und trug entscheidend zur gegenseitigen Angleichung und Befruchtung bei. Sehr schnell einigte man sich über die Gründung einer „Allgemeinen deutschen Burschenschaft“ als Gesamtverband. In den sogenannten „19 Punkten“ legte der erste Jenaische Burschentag im März 1818 die Grundlage für eine Verfassung, die am 18. Oktober 1818 beim zweiten Burschentag zu Jena von 14 Vertretern von 14 Universitäten unterzeichnet wurde. Die „christlich-deutsche Ausbildung einer jeden leiblichen und geistigen Kraft zum Dienste des Vaterlandes“ und „Einheit, Freiheit aller Burschen untereinander und möglichste Gleichheit aller Rechte und Pflichten“, das waren die Ziele, die man sich setzte.

Freilich stellte sich schon bald heraus, daß die Zusammenfassung der ganzen Studentenschaft nicht zu erreichen war, Konzessionen waren nicht zu umgehen. Die abseits stehenden Burschen sollten in ihrer Freiheit geschützt, aber dem Gesetz des allgemeinen Burschenbrauches untergeordnet werden. Die neben der Burschenschaft bestehenden Verbindungen wollte man durch Überzeugung gewinnen.

Eine der unmittelbaren Folgen des Wartburgfestes und der beiden folgenden Burschentage war die Ausbreitung des burschenschaftlichen Gedankens auf nahezu alle deutschen Universitäten, auch auf die vornehmlich von katholischen Studenten besuchten Hochschulen in Breslau, Würzburg, Freiburg i. Br. und die neue Hochschule in Bonn. Konfessionelle und partikularistische Gegensätze wurden ausgeglichen oder zumindest überdeckt. Zugleich zeichnete sich aber auch am Horizont eine Gegenbewegung ab: Die sehr freimütigen Reden hatten dem jungen Bund die erbitterte Feindschaft einflußreicher Männer eingetragen und die Aufmerksamkeit der Behörden auf ihn gelenkt. Schon setzten die ersten Verfolgungen ein. Die von den burschenschaftlichen Führern unter Beteiligung des Jenaischen Historikers Luden verfaßten „Grundsätze und Beschlüsse des 18. Oktobers“ wurden, da man im letzten Augenblick die Gefahr für den Bestand der Burschenschaft sah, nicht zum Druck gegeben. Diese Denkschrift nahm das nationale Programm der nächsten fünfzig Jahre vorweg; sie forderte staatliche, wirtschaftliche und kirchliche Einheit, einheitliches deutsches Recht, verfassungsmäßige Erbmonarchie, Rede- und Pressefreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Selbstverwaltung, öffentliches Gerichtsverfahren und Geschworenengerichte, allgemeine Wehrpflicht, selbstbewußte Machtpolitik. Die Formulierungen der „Grundsätze und Beschlüsse des 18. Oktober“ sind teilweise wortgetreu in die Paulskirchenverfassung von 1849 und über diese in die Weimarer Reichsverfassung von 1919 und das Grundgesetz von 1949 eingeflossen.

Die Ermordung des in weiten Kreisen als russischer Spion und „Verkörperung undeutschen Wesens“ geltenden August von Kotzebue durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand sollte für das Schicksal der Burschenschaft sehr negative Folgen haben. Obwohl diese in ihrer Mehrheit den überspannten Vorstellungen Sands, der glaubte, durch seinen Opfertod den christlich-deutschen Ideen der Burschenschaft zu dienen, fernstand, wurde ihr die Verantwortung für seine Tat zugeschoben. Der Mordversuch des Apothekers Löning, der der Gießener Burschenschaft, den Gießener „Schwarzen“, nahestand, aber aus eigenem Antrieb handelte, am nassauischen Präsidenten Ibell, bot dann einen weiteren willkommenen Vorwand, um gegen die den herrschenden Kräften schon lange verdächtige Burschenschaft vorzugehen. Im August 1819 faßten deutsche Minister unter dem Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers von Metternich die „Karlsbader Beschlüsse“, die am 20. September 1819 vom Bundestag verkündet wurden. Für alle deutschen Hochschulen wurden Regierungsbevollmächtigte bestellt, die über die politische Gesinnung der Professoren und Studenten und die Einhaltung der Disziplin wachen sollten. Die Lehrer aller Art wurden für den Fall der Verbreitung „verderblicher“ Lehren mit der Entfernung aus dem Amt bedroht. Die alten Gesetze gegen geheime Studentenverbindungen wurden erneuert und insbesondere auf die Burschenschaft bezogen, weil ihr die „schlechterdings unzulässige Voraussetzung einer fortdauernden Gemeinschaft und Korrespondenz zwischen den verschiedenen Universitäten“ zugrundeläge. Ihren Mitgliedern wurde der Zugang zu allen Ämtern versperrt.

Studenten und akademische Lehrer, die von einer Universität verwiesen oder aus dem Amt entfernt wurden, durften an keiner anderen Hochschule aufgenommen werden. Zeitungen, Zeitschriften und Bücher unter 20 Bogen wurden unter Zensur gestellt. Die Zentraluntersuchungskommission in Mainz wurde beauftragt, die angeblichen revolutionären Umtriebe und demagogischen Verbindungen zu untersuchen und zu verfolgen. Die Folgen dieser Unterdrückungspolitik waren von großer Tragweite. Für Jahrzehnte wurde die nationale Entwicklung Deutschlands gehemmt und das Bürgertum als Träger des politischen Willens ausgeschaltet. Die burschenschaftliche Bewegung kam zwar nicht zum Erliegen, wurde aber zur Geheimbündelei gedrängt, die eine ruhige, kontinuierliche Fortentwicklung der politischen Auffassungen unmöglich machte. Die bunte und wechselvolle Geschichte der Burschenschaft an den einzelnen Hochschulen kann in diesem Rahmen nicht geschildert werden. Wenn auch in Süddeutschland die Jahre nach 1819 eine Zeit besonderer Blüte gewesen sind und auch in Österreich der burschenschaftliche Gedanke lebendig, aber bald unterdrückt wurde, so ist doch für die Gesamtheit festzustellen, daß das Hauptziel der Burschenschaft, die öffentliche Einigung aller Studenten zum Dienst am Vaterlande, zunächst aufgegeben werden mußte.

Zunächst gelang noch ein Ausgleich der Spannungen. Die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ erstand erneut, und auf den Burschentagen in Dresden (1820), Streitberg (1821) und im Odenwald (1822) wurde eine neue, den veränderten Verhältnissen angepaßte Verfassung ausgearbeitet, wobei am alten christlich-deutschen Prinzip festgehalten wurde. Stärker als zuvor wurde eine unmittelbare politische Tätigkeit abgelehnt und die wissenschaftlich-sittliche Aufgabe der Burschenschaft in den Vordergrund gestellt. Zahlreiche schriftliche Zeugnisse vermitteln uns einen lebendigen Eindruck der damaligen idealistischen und begeisterten Stimmung, aber auch von dem herrschenden echten und oft auch überschäumenden Frohsinn. Neben dem Fechten wurde auch das Turnen gepflegt. Die wissenschaftlich-politische Ausbildung in wöchentlichen Vorträgen und Aussprachen erlebte eine besondere Blüte.

Das Hambacher Fest

Hambacher Fest

Im Jahr 2007 gedachte die Deutsche Burschenschaft des 175. Jahrestages des Hambacher Festes, welches vom 27. bis 30. Mai 1832 in der Pfalz auf dem Hambacher Schloß bei Neustadt an der Haardt – nunmehr Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) – stattfand. Die Forderung der Burschenschaft nach Einheit, Freiheit und Demokratie gilt als Höhepunkt frühliberaler bürgerlicher Opposition in Restauration und Vormärz und hat auch heute zentralen Stellenwert innerhalb der Deutschen Burschenschaft.

„Wir pflanzen die Freiheit, das Vaterland auf!“
Das Hambacher Fest 1832, von Harald Lönnecker

Die Burschenschaft im Vormärz

Nation, Demokratie und Christentum waren die drei Pfeiler, auf die die frühe Burschenschaft gegründet worden war. Seit 1815 war sie die Avantgarde der deutschen Nationalbewegung. Die Burschenschaft wurzelte in den Freiheitskriegen, stand unter dem Einfluß von Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt und Johann Gottlieb Fichte, war geprägt durch eine idealistische Volkstumslehre, christliche Erweckung und patriotische Freiheitsliebe. Diese antinapoleonische Nationalbewegung deutscher Studenten war politische Jugendbewegung – die erste in Europa – und die erste nationale Organisation des deutschen Bürgertums überhaupt, die 1817 mit dem Wartburgfest die erste gesamtdeutsche Feier ausrichtete und mit rund dreitausend Mitgliedern 1818/19 etwa ein Drittel der Studentenschaft des Deutschen Bundes umfaßte.

Die zur nationalen Militanz neigende Burschenschaft, zu einem Gutteil hervorgegangen aus dem Lützowschen Freikorps, setzte ihr nationales Engagement in neue soziale Lebensformen um, die das Studentenleben von Grund auf reformierten. Aber nicht nur das: Die Studenten begriffen die Freiheitskriege gegen Napoleon als einen Zusammenhang von innerer Reform, innenpolitischem Freiheitsprogramm und Sieg über die Fremdherrschaft. Nationale Einheit und Freiheit wurden propagiert, Mannhaftigkeit und Kampfbereitschaft für das deutsche Vaterland.

Dem Wartburgfest, der Gründung der Allgemeinen deutschen Burschenschaft (AdB) und der Ermordung August von Kotzebues durch den Jenaer Burschenschafter Karl Ludwig Sand folgten die Karlsbader Beschlüsse und die Unterdrückung der butschenschaftlichen Bewegung. Sie wurde zu einer sich radikalisierenden Bewegung an den deutschen Hochschulen, die bald mehr, bald weniger offiziell bestand. War in der Urburschenschaft neben der Sicherung des Volkstums nach außen die „Erziehung zum christlichen Studenten“ für den Innenbereich bestimmend gewesen und der Zusammenhang von Wartburg, Luther und Reformation 1817 mehr als deutlich geworden, so ließ der Frankfurter Burschentag 1831 die Forderung nach „christlich-deutscher Ausbildung“ zu Gunsten einer zunehmenden Politisierung endgültig fallen. Der Stuttgarter Burschentag faßte im Dezember 1832 einen Beschluß zur Tolerierung und Förderung revolutionärer Gewalt zum Zweck der Überwindung der inneren Zersplitterung Deutschlands. Das mündete in die Beteiligung am Hambacher Fest und am Preß- und Vaterlandsverein sowie in den Frankfurter Wachensturm vom April 1833, an dem vor allem Heidelberger und Würzburger Burschenschafter beteiligt waren, und löste eine neue Welle der Verfolgungen durch die eigens eingerichtete Bundeszentralbehörde in Frankfurt a. M. bis in die vierziger Jahre hinein aus, die der älteren burschenschaftlichen Bewegung das Rückgrat brach und den (Wieder-)Aufstieg anderer Korporationsformen an den Hochschulen ermöglichte.

Warum Hambach?

Hambach war auch eine Apotheose der Burschenschaft, vor allem der Heidelberger, die sich vorrangig aus der Pfalz rekrutierte. Aber warum ausgerechnet Hambach? Die ehemalige Kurpfalz, regiert von Wittelsbachern, war seit Mitte der 1790er Jahre teilweise von französischen Truppen besetzt und fiel 1797 an die französische Republik. Die neue Obrigkeit war beeinflußt von den Idealen der Revolution von 1789, von „Liberté, Egalité, Fraternité!“, etablierte eine moderne Justiz, Verwaltung und Gesetzgebung, Schwurgerichte und Gewerbefreiheit, beseitigte die Ständeordnung, trennte Kirche und Staat und gewährte einige Freiheitsrechte. Die Aushebungen für die napoleonische Armee waren zwar wenig beliebt aber schnell vergessen, als der Wiener Kongreß die Pfalz 1815 dem Königreich Bayern zuschlug. Das französische Verwaltungs- und Justizsystem blieb bestehen, die Regierung beschnitt aber mehr und mehr die bürgerlichen Rechte und Freiheiten. Sehr hohe Steuern und ein drückendes Zollsystem, das vor allem den Weinbau belastete, begleitet von Mißernten und Hunger, zogen wirtschaftliche Not und politische Unzufriedenheit nach sich. Dies zumal, wenn man sich der Zeit der französischen Herrschaft erinnerte. In der Pfalz hatte man schon einmal Trikoloren gehißt und Freiheitsbäume aufgepflanzt.

Die Julirevolution 1830 in Paris gab allen Unzufriedenen Auftrieb, was „die Gärung bis zum kochenden Sud steigerte“, wie der ehemalige Bonner und Göttinger Burschenschafter Heinrich Heine schrieb. Zugleich erhoben sich die Polen erfolglos gegen die russische Herrschaft, was eine Welle der Polenbegeisterung auslöste und als Erbe die studentische Pekesche hinterließ. Dabei wurde übersehen, daß nur die Oberschicht den Kampf aufnahm und polnische Freiheit vor allem im Sinne der alten Adelsrepublik interpretierte. Um die sechstausend Polen gingen nach dem gescheiterten Aufstand ins Exil, in Deutschland vielfach durch eigens gegründete Polenvereine unterstützt, in denen zahlreiche Burschenschafter mitwirkten. Die Regierungen reagierten repressiv und suchten die freiheitlichen Bestrebungen zu unterbinden. Dazu gehörte in Bayern und der Pfalz in erster Linie die Beschneidung der Pressefreiheit, die Durchsetzung von Zensur und Druckverboten. Liberale Bürger gründeten deshalb 1832 den „Deutschen Preß- und Vaterlandsverein“, der nicht nur als Unterstützung einer freien Presse konzipiert war, „sondern als Kristallisationskern für eine politische Umgestaltung Deutschlands“. Er war der erste Vorläufer politischer Parteien, zählte in kürzester Zeit über fünftausend Mitglieder bis nach Mitteldeutschland und wurde maßgeblich von Burschenschaftern beeinflußt, so etwa Rudolf Lohbauer (1802-1873), Herausgeber des „Hochwächters“, des „Organs der württembergischen Freiheitsmänner“, Gustav Eduard Kolb (1798-1865) von der „Speyerer Zeitung“, der später die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ zur bedeutendsten in Deutschland machte, Johann Gottfried Eisenmann (1795-1867), Herausgeber des „Bayerischen Volksblattes“ in Würzburg und bereits Teilnehmer am Wartburgfest, Karl August Mebold (1798-1854) von der „Deutschen Zeitung“ in Stuttgart, Karl Mathy (1807-1868) und sein Schwager und Bundesbruder Franz Joseph Stromeyer (1805-1848) vom „Wächter am Rhein“ in Karlsruhe bzw. vom „Freisinnigen“ in Freiburg, und Johann Adam Förster (1796-1890), der in Fulda das „Teutsche Volksblatt. Eine konstitutionelle Zeitschrift für Volks- und Staatsleben“ herausgab. Geführt wurde der Preßverein von zwei bekannten Liberalen, vom Journalisten, Publizisten und ehemaligen Verwaltungsjuristen Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) und von Johann Georg August Wirth (1798-1848), der während seines Studiums in Erlangen zunächst der Landsmannschaft Franconia angehörte und 1817 Mitgründer der Burschenschaft war, insgeheim aber auf die Gründung der Landsmannschaft der Franken – das spätere Corps Franconia – hinarbeitete, deren erster Senior er wurde. Wirth entwickelte sich zu einem scharfen Gegner der Burschenschaft, arbeitete als Anwalt, Journalist und Redakteur. Bekannt wurde er durch seine liberale Zeitung, die an wechselnden Orten in der Pfalz erscheinende „Deutsche Tribüne“, die er gemeinsam mit dem Jenaer, Göttinger und Heidelberger Burschenschafter Karl Georg Heinrich Fein (1803-1869) herausgab.

Die Hambacher Fahne – schwarz-rot-gold

Im Frühjahr 1832 wurde in Weinheim nicht nur ein „Fest der freien Presse“ gefeiert, das Siebenpfeiffer und Wirth ausrichteten und an dem auch zahlreiche Heidelberger Burschenschafter teilnahmen, sondern auch ein Fest zur Feier der regierungsseitig vielfach gebrochenen bayerischen Verfassung auf der Feste Hambach geplant, deren Jahrestag der 26. Mai war. Es wurde vor allem durch Siebenpfeiffer zu einem Fest gegen die Regierung umfunktioniert. Unter dem Titel „Der Deutschen Mai“, angelehnt „an die Maiversammlungen der Franken [Franzosen, H. L.] und an die Maiverfassung der Polen“, richtete er einen Aufruf an „alle deutschen Stämme“: „Auf, ihr deutschen Männer und Jünglinge jedes Standes, welchen der heilige Funke des Vaterlandes und der Freiheit die Brust durchglüht, strömet herbei! Deutsche Frauen und Jungfrauen, deren politische Mißachtung in der europäischen Ordnung ein Fehler und ein Flecken ist, schmücket und belebet die Versammlung durch eure Gegenwart! Kommet Alle herbei zu friedlicher Besprechung, inniger Erkennung, entschlossener Verbrüderung für die großen Interessen, denen ihr eure Liebe, denen ihr eure Kraft geweiht.“ Mit diesen Worten traf Siebenpfeiffer genau den Geist der Zeit. Das Echo auf den Aufruf war enorm und überraschte die Initiatoren. Der Jenaer Burschenschafter Hermann von der Hude (1811-1858) schrieb am 18. Juni an seinen Bundesbruder Maximilian Heinrich Rüder (1808-1880) in Eutin: „Wie wir nach Hambach zogen, trugen die meisten von uns den festen Glauben in sich, jetzt ihr Leben für die heilige Sache des Vaterlandes aufopfern zu müssen.“ Aber auch die Regierung wurde aufmerksam und verbot am 6. Mai 1832 das Fest, was allgemeine Empörung auslöste. Sie wurde so stark, daß das Verbot am 17. Mai wieder aufgehoben werden mußte.

Überall bereitete man sich auf das Fest vor. Es diente der Herstellung politischer Öffentlichkeit und wurde als wichtige Kommunikationsmöglichkeit begriffen. Hier konnten nationale Reden gehalten und Lieder gesungen werden, hier war die Verbreitung liberaler Ideen möglich, hier konnte die nationale Einheit propagiert und damit verbundene politische Aufbruchshoffnungen geweckt und geschürt werden. Soziale und regionale Grenzen wurden im Zeichen der Nation aufgebrochen, im Fest wurde die Nationsbildung zu einem Massenerlebnis. Und das nicht nur in Hambach. Die Daheimgebliebenen setzten eigene Freiheitsbäume mit schwarz-rot-goldenen Bändern und Fahnen. In Homburg wurden Regierung und Bürgermeister bedroht, als sie den Baum entfernen wollten. Im Landkommissariat Pirmasens wurden 26 Bäume gesetzt, über 230 werden der Regierung von ihren Beamten innerhalb weniger Tage gemeldet.
Aus allen Himmelsrichtungen strömten die Festbesucher zusammen, aus Baden und Hessen kommen sie, Polen und Franzosen nehmen teil. „Man bemerkte insbesondere Bürger aus Straßburg, Colmar, Paris, Metz, Weißenburg, Manchester, Konstanz, Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg, Mannheim, Marburg, Tübingen, Würzburg, Jena, Göttingen, Stralsund, Coburg, München, Frankfurt, Nürnberg …“ Dreißigtausend Menschen finden sich im nur sechstausend Einwohner zählenden Neustadt a. d. Haardt ein: „Von Viertelstunde zu Viertelstunde langten neue Züge von Patrioten an, die meisten auf offenen mit Eichenlaub bekränzten Wagen, auf denen die deutsche Fahne wehte“. In Hambach setzte sich Schwarz-Rot-Gold als die deutsche Trikolore durch, schwarz-rot-goldene Kokarden, Schärpen, Fahnen und Bänder waren künftig das Zeichen nationaler Freiheit und Einheit. Einige Fahnen haben sich erhalten, eine hängt heute etwa im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz, eine andere im Großen Sitzungssaal des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.

Über den Ablauf des Festes sind wir gut unterrichtet, vor allem durch die zahlreichen Berichte der Polizeispitzel. Einer aus Mainz wurde sogar erkannt, verprügelt und eingesperrt. Junge Leute stimmten ein Lied an, das „zum Refrain hatte: ‚Nun kommt der Völker Schmaus, Fürsten zum Land hinaus …‘“ Advokaten und Prediger wurden als die eifrigsten Teilnehmer gemeldet, es „bedürfe nur eines Winks der Anführer und Alles sei zum gewaffneten Widerstande bereit, man sei völlig gefaßt darauf … Der berüchtigte Boerne und Harro Harring“ – 1818/19 wahrscheinlich Kieler und sicher Dresdner Burschenschafter – „waren auch anwesend“.

In Gasthäusern und Tanzsälen „ist der Teufel los“. Devotionalien von eigens komponierten Musikstücken bis hin zum schwarz-rot-goldenen Bonbonpapier werden angeboten und finden reißenden Absatz. Im Schießhaus, einer Wirtschaft vor der Stadt, sammelt sich ein großer Teil der bekannteren Gäste. Wirth bemerkt in der von ihm herausgegebenen Festbeschreibung „Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach“, man habe Vertreter aller deutschen Stämme dort gesehen, „und unter Ihnen die in Deutschland am höchsten stehenden Namen. Es war ein großer, schöner Moment, wo alte Freunde einander wiedersahen, wo neue Freundschaften geschlossen wurden, und wo vor allem die Brüderstämme der Deutschen … mit Begeisterung sich umschlangen und die großen Interessen des gemeinsamen Vaterlandes … lebhaft verhandelten“: aus der Pariser Emigration war der Schriftsteller Ludwig Börne gekommen, der nordfriesische Revolutionsdichter Harro Harring und der Advokat und Publizist Jacob Venedey (1805-1871) – alte Bonner und Heidelberger Burschenschaft sowie Germania Jena – waren erschienen. Besonders stürmisch gefeiert wurden Karl Heinrich Brüggemann (1810-1887), Mitglied der Bonner Burschenschaft Germania, Heidelberger Fäßlianer und Mitglied der dortigen alten Burschenschaft Franconia, und der Jenaer, Münchner und Heidelberger Burschenschafter Gustav Peter Körner (1809-1896), im nächsten Frühjahr ein Führer der Wachenstürmer, später Vizegouverneur von Illinois und US-Gesandter in Madrid. Beide sprachen für die anwesenden Studenten. Allein über dreihundert Heidelberger Burschenschafter waren am 25. Mai „im langen Zug gekommen, vor sich eine große Schwarz-Roth-Goldene Fahne hertragend“.

Sie stellten nur eine, wenn auch sehr aktive und auf Grund ihrer Bänder und Mützen besonders auffallende Minderheit, als das Fest am Abend des 26. Mai begann. Glocken läuteten, Böller erdröhnten und auf den höchsten Gipfeln des Haardtgebirges erleuchteten Freudenfeuer die Nacht bis zum nächsten Morgen. Es wurden Reden gehalten, gezecht und gesungen. Am 27., früh um 8.00 Uhr, versammelten sich die Teilnehmer auf dem Neustädter Marktplatz zum Zug auf die Hambacher Ruine, voran eine Abteilung der Bürgergarde, gefolgt von „Frauen und Jungfrauen mit der poln. Fahne“, wiederum Bürgergarde, dann „eine Abtheilung der Festordner, von welchen jeder eine Schärpe aus schwarz, roth und gold trug, in der Mitte die deutsche Fahne, mit der Inschrift ‚Deutschlands Wiedergeburt‘“. Der Zug sang Ernst Moritz Arndts „Was ist des Deutschen Vaterland?“, das bis 1870 als heimliche deutsche Nationalhymne galt, dazu die beliebten Polenlieder „Noch ist Polen nicht verloren“ – später polnische Nationalhymne – und „In Warschau schwuren Tausend auf den Knien“ sowie immer wieder Siebenpfeiffers Festhymne „Hinauf, Patrioten, zum Schloß“ nach der Melodie von Schillers Reiterlied:

Hinauf, Patrioten, zum Schloß, zum Schloß!
Hoch flattern die deutschen Farben:
Es keimet die Saat und die Hoffnung ist groß,
Schon binden im Geiste wir Garben:
Es reifet die Ähre mit goldenem Rand,
Und die goldne Ernt’ ist das – Vaterland.

Wir sahen die Polen, sie zogen aus,
Als des Schicksals Würfel gefallen;
Sie ließen die Heimat, das Vaterhaus,
In der Barbaren Räuberkrallen:
Vor des Zaren finsterem Angesicht
Beugt der Freiheit liebende Pole sich nicht.

Auch wir, Patrioten, wir ziehen aus
In festgeschlossenen Reihen;
Wir wollen uns gründen ein Vaterhaus,
Und wollen der Freiheit es weihen:
Denn vor der Tyrannen Angesicht
Beugt länger der freie Deutsche sich nicht.

Was tändelt der Badner mit Gelb und Rot,
Mit Weiß, Blau, Rot Bayer und Hesse?
Die vielen Farben sind Deutschlands Not,
Vereinigt’ Kraft nur zeugt Größe:
D’rum weg mit der Farben buntem Tand!
Nur eine Farb’ und ein Vaterland!

D’rum auf, Patrioten, der Welt sei kund,
Daß eng, wie wir stehen gegliedert,
Und dauernd wie Fels der ewige Bund,
Wozu wir uns heute verbrüdert.
Frisch auf, Patrioten, den Berg hinauf!
Wir pflanzen die Freiheit, das Vaterland auf!
Die Reden
Wirths Aufruf zur Gründung des Pressvereins

Oben wurde „auf einem erhöhten Punkte die polnische, und oben auf den höchsten Zinnen der Ruine die deutsche Fahne aufgepflanzt. Weithin über die gesegneten Auen wehte nun das stolze Banner unseres Vaterlandes. … Oben ganz nahe an den Burgmauern war ein schöner ebener Platz mit Verzierungen von grünem eichenen Laub und einer Ehrenpforte, dann eine Tribüne, wo die Volksredner Reden gehalten haben.“ Siebenpfeiffer pries den Tag, „an welchem die Fürsten die bunten Hermeline feudalistischer Gottstatthalterschaft mit der männlichen Toga deutscher Nationalwürde vertauschen müßten! Hoch lebe jedes Volk, das seine Ketten bricht und mit uns den Bund der Freiheit schwört: Vaterland, Volkshoheit, Völkerbund hoch!“

Dann sprach Wirth über Österreichs und Preußens partikulare und volksfeindliche Politik, über die geknechteten Völker Ungarns, Polens, Italiens und Deutschlands. Er entwickelt seine Vision von einem republikanischen Europa der Nationen, vom freien Handel und einer Gesellschaft mit Bildung und Wohlstand für alle, gefolgt von einem dreimaligen Fluch auf die Könige und Fürsten als Volksverräter. An dieser Stelle habe Wirths Wut, so ein Burschenschafter, ihren Gipfel erreicht: „Der Schweiß rann ihm vom Gesicht, sein Mund schäumte …“ Anschließend schlug Wirth ohne Erfolg eine politische Organisation vor, wozu zwanzig Patrioten als Wahlmänner gewählt werden sollten, die die Reform in und für ganz Deutschland vorbereiteten. Er schloß: „Hoch! dreimal hoch leben die vereinigten Freistaaten Deutschlands! Hoch! dreimal hoch das conföderirte republikanische Europa!“ Geantwortet wird ihm erst mit Staunen, gefolgt von unbeschreiblichem Jubel.

Der Zug zum Hambacher Schloss

Wirth ist der einzige Redner, der konkrete Vorschläge unterbreitet. Zugleich warnte er vor der „Mithilfe Frankreichs“, das doch nur die Rheingrenze als Preis dieser Hilfe im Kopf habe, was die anwesenden Franzosen ebenso wie die Rückforderung Elsaß-Lothringens nicht wenig verletzte: „Selbst die Freiheit darf auf Kosten der Integrität unseres Gebietes nicht erkauft werden; der Kampf um unser Vaterland und unsere Freiheit muß ohne fremde Einmischung durch unsere eigene Kraft von innen heraus geführt werden, und die Patrioten müssen in dem Augenblicke, wo fremde Einmischung statt findet, die Opposition gegen die inneren Verräter suspendiren und das Gesammtvolk gegen den äußeren Feind zu den Waffen rufen.“ Hier klangen die Erfahrungen der Befreiungskriege nach, aber auch aktuelle Meldungen über einen bevorstehenden republikanischen Aufstand in Paris, den manche wie der Festmitorganisator, der Zweibrücker Rechtsanwalt Friedrich Schüler (1791-1873), bis auf die Pfalz meinten ausdehnen zu können. Wirth befürchtete, „daß vielen die Freiheit oder gar eine Loslösung der Pfalz von Bayern wichtiger sein könnte als das gemeinsame Vaterland. Statt allzu lange auf ‚Deutschlands Wiedergeburt‘ zu warten, würde sich in der Tat manch einer lieber mit dem Spatz in der Hand begnügen, einer linksrheinischen Republik etwa mit französischer Unterstützung.“

Wirths Rede wird von den Regierungen als direkte Aufforderung zu Revolution und Umsturz gewertet. Zumindest viele der anwesenden Burschenschafter sehen es so, einer der Samen des elf Monate später stattfindenden Frankfurter Wachensturms ist hier gelegt worden. Die Studenten jubelten, als Wirth nach seiner Rede wegen seines Kampfes für die Pressefreiheit ein eigens angefertigtes Schwert überreicht wird, in dessen Klinge „Dem Wirth/Deutsche in Frankfurt“ und der leicht veränderte burschenschaftliche Wahlspruch „Vaterland – Ehre – Freiheit“ eingraviert ist.

Ausklang

Mit den Reden und Feierlichkeiten auf dem Hambacher Schloß war das Fest nicht zu Ende. An den nächsten Tagen hielten sich noch Tausende in und um Neustadt auf, die Fahnen wurden erst am 1. Juni eingeholt. Am Montagvormittag, am 28. Mai, trafen sich im Schießhaus fünfhundert führende Demokraten, darunter zahlreiche ehemalige Burschenschafter. Das Treffen ist weder in der Festbeschreibung erwähnt noch melden es alle Agenten. „Der spezielle Gegenstand, welcher hier im Schießhause verhandelt wurde, bestand aber darin, daß die Redner darauf drangen, es sollten die einzelnen deutschen Stämme jeder einen Mann aus seiner Mitte wählen, welcher das Vertrauen seiner Mitbürger genieße.“ Die Gewählten sollten einen „National-Konvent“ bilden, die Radikalen verlangten die Bestimmung eines Tages, an dem „losgeschlagen“ werden sollte. Schließlich verständigte man sich auf den Ausbau des Preßvereins, der zu einem Nationalkomitee werden sollte, einer „National-Repräsentation“, die dem Bundestag der Fürsten als Volksvertretung bei- oder übergeordnet wird. Brüggemann äußerte Bedenken, Venedey erschien die Debatte absurd: man solle jeden Gedanken an Legalität abtun, solle das Gesetz der Fürsten brechen und sich das Recht zum gewaltsamen Umsturz auf ungesetzlichem Wege nehmen. Ein Ergebnis zeichnete sich nicht ab, die Versammlung endete chaotisch, eine revolutionäre Aktion wird nicht gestartet. Schließlich setzte man sich im kleinen Kreis nochmals zusammen. Der Preß- und Vaterlandsverein wird in „Deutscher Reformverein“ umbenannt, soll die politischen Ergebnisse der Hambacher Volksversammlung auswerten und die liberalen Ideen weiterentwickeln und verbreiten. Dazu kam es nicht, denn die Polizei entdeckte bei Siebenpfeiffer ein Programm mit Forderungen wie Volksbewaffnung, Volkssouveränität und Völkerbund. Er und Wirth wurden verhaftet, angeklagt und im Aufsehen erregenden Landauer „Assisenprozeß“ verurteilt, beiden gelingt die Flucht in die Schweiz.

Folgen

Wie ihnen ergeht es vielen. Körner vermutete schon, „daß der Zorn der Könige und Fürsten viele unter uns treffen würde“. Der Deutsche Bund reagiert mit Verfolgung und Repression – der anfangs genannte Hude sitzt drei Jahre in Haft –, Truppen werden in die Pfalz verlegt, 8.500 Mann, fast die Hälfte der bayerischen Armee. Deren Befehlshaber, Feldmarschall Fürst Wrede, droht mit Stand- und Kriegsrecht und möchte Rädelsführer aufhängen oder erschießen lassen, was die Münchner Regierung jedoch nicht genehmigt. Liberale und Demokraten gehen ins Exil in die Schweiz, nach Frankreich oder in die USA, die Versammlungs- und Pressefreiheit wird weiter eingeschränkt und die Karlsbader Beschlüsse wieder in Kraft gesetzt, vor allem nach dem Frankfurter Wachensturm, als dessen eigentlichen Auslöser die Regierungen das Hambacher Fest betrachten. Es findet Nachahmung in Vach, St. Wendel, Königstein i. Ts., Butzbach i. Hess., Regensburg, Augsburg, Dinkelsbühl, Schmalkalden, auf dem Niederwald, in Badenweiler, Spaichingen i. Württ. und auf dem Wollenberg bei Marburg, vor allem die Feste in Gaibach bei Würzburg und in Wilhelmsbad bei Hanau – dort war Brüggemann wiederum sehr engagiert – sind erwähnenswert. Doch erst mit der Märzrevolution 1848 gelingt der nationalen und liberalen Opposition ein erneuter, diesmal wenigstens zeitweise erfolgreicher Vorstoß. Viele, die in Hambach teilnahmen, saßen sechzehn Jahre später als Abgeordnete in der Nationalversammlung, so auch Wirth, Hudes Briefpartner Rüder, Mathy, Eisenmann und Förster.

Fazit

Hambach war die Fortsetzung des Wartburgfestes – so bereits Brüggemann in seiner Festrede –, was auf der Wartburg die Studenten, das habe in Hambach das ganze Volk geschworen. Alles sei „deutsch und Schwarz-Roth-Gold“ gewesen. Hambach war die größte und bedeutendste demokratische Volksversammlung des Vormärz, die erste politische Massenveranstaltung in Deutschland, der Höhepunkt einer breiten Bewegung in den deutschen Staaten, die erstmalige massenhafte Vertretung nationaler, radikaler republikanischer Forderungen und mit dem Preßverein der erste Versuch des Aufbaus einer organisierten Partei sowie die „erste Formulierung und Proklamation der Grundrechte des deutschen Volkes. Das Einzigartige und bis dahin noch nie Dagewesene hat Wirkung und Sprengkraft über das Jahrhundert hinaus.“

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Der Frankfurter Wachensturm

Der Frankfurter Wachensturm, 3. April 1833

Die 1815 gegründete Burschenschaft war die Avantgarde der deutschen Nationalbewegung. Sie wurzelte in den Freiheitskriegen, stand unter dem Einfluß von Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt und Johann Gottlieb Fichte, war geprägt durch idealistische Volkstumslehre, christliche Erweckung und patriotische Freiheitsliebe. Diese antinapoleonische Nationalbewegung deutscher Studenten war politische Jugendbewegung – die erste in Europa – und die erste gesamtnationale Organisation des deutschen Bürgertums überhaupt, die 1817 mit dem Wartburgfest die erste gesamtdeutsche Feier ausrichtete und mit rund 3.000 Mitgliedern 1818/19 etwa ein Drittel der Studentenschaft des Deutschen Bundes umfaßte.

Die zur nationalen Militanz neigende Burschenschaft, zu einem Gutteil hervorgegangen aus dem Lützowschen Freikorps, setzte ihr nationales Engagement in neue soziale Lebensformen um, die das Studentenleben von Grund auf reformierten. Aber nicht nur das: Die Studenten begriffen die Freiheitskriege gegen Napoleon als einen Zusammenhang von innerer Reform, innenpolitischem Freiheitsprogramm und Sieg über die Fremdherrschaft. Nationale Einheit und Freiheit wurden propagiert, Mannhaftigkeit und Kampfbereitschaft für das deutsche Vaterland.

Dem Wartburgfest 1817, der Gründung der Allgemeinen deutschen Burschenschaft 1818 und der Ermordung August von Kotzebues durch den Jenaer Burschenschafter Karl Ludwig Sand folgten 1819 die Karlsbader Beschlüsse und die Unterdrückung der Burschenschaft. Sie wurde zu einer sich mehr und mehr radikalisierenden Bewegung an den deutschen Hochschulen, die bald mehr, bald weniger offiziell bestand.

Deutlichstes Zeichen dieser Radikalisierung auf Grund von unterschiedlichen Ansichten über die gesellschaftlichen und politischen Aufgaben der Burschenschaften war ab 1829 die Spaltung in „Germanen“ und „Arminen“: die „arministische Richtung“ lehnte jede aktive politische Betätigung und Einmischung ab. Die Hochschüler sollten vielmehr erst sittlich reifen, die Studienzeit sollte der Vorbereitung dienen, um später das politische Geschehen mit- und umgestalten zu können. Anders die „germanistische Parteiung“, die die aktive, möglicherweise auch gewaltsame Partizipation an politischen Prozessen in den Vordergrund stellte. Die Germanen obsiegten in zahlreichen Burschenschaften.

War in der Urburschenschaft neben der Sicherung des Volkstums nach außen die „Erziehung zum christlichen Studenten“ für den Innenbereich bestimmend gewesen und der Zusammenhang von Wartburg, Luther und Reformation 1817 mehr als deutlich geworden, so ließ der Frankfurter Burschentag 1831 die Forderung nach „christlich-deutscher Ausbildung“ zu Gunsten einer zunehmenden Polarisierung endgültig fallen. Der Stuttgarter Burschentag faßte im Dezember 1832 einen Beschluß zur Tolerierung und Förderung revolutionärer Gewalt zum Zweck der Überwindung der inneren Zersplitterung Deutschlands. Das mündete in die Beteiligung am Hambacher Fest Ende Mai 1832 und am Preß- und Vaterlandsverein – der ersten parteiähnlichen Organisation in Deutschland mit dem Ziel, über eine freie Presse zu einem freien und einigen Deutschland zu gelangen – sowie in den Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833, an dem vor allem Heidelberger und Würzburger Burschenschafter beteiligt waren, und löste eine neue Welle der Verfolgungen durch die eigens eingerichtete Bundeszentralbehörde in Frankfurt a. M. bis in die vierziger Jahre hinein aus, die der älteren burschenschaftlichen Bewegung das Rückgrat brach.
Pläne und Vorbereitungen

In Kreisen der aktionsorientierten Germanen wurden seit 1832 Pläne für ein gewaltsames Losschlagen erwogen, das eine Initialzündung sein sollte für eine allgemeine Revolution in Deutschland, die man sich nach dem Vorbild der französischen Juli-Revolution von 1830 dachte. Nachdem der Vorsitz des Preß- und Vaterlandsvereins in Frankfurt beheimatet war und nach dem Hambacher Fest sowie den ihm folgenden Beschlüssen des Bundestags – Festlegung des monarchischen Prinzips, Überwachung der Landtage, Verbot politischer Vereine, Volksversammlungen und Kundgebungen – konkretisierten und radikalisierten sich die Pläne. Frankfurt wurde als zentraler Ort des Aufstands ausersehen, die Bundestagsgesandten der deutschen Staaten sollten festgenommen, die Bundeskasse beschlagnahmt werden. Gleichzeitig sollten sich württembergische Truppen erheben, bei denen man einige Offiziere kannte, und auf das damit gegebene Signal sollte der Aufstand auch in anderen Orten, in Heidelberg, in Homburg, in Oberhessen, Marburg, Kassel usw. losbrechen. Die weitere Ausbreitung der Erhebung in Baden, Württemberg, Rheinbayern, in Nassau und in den beiden Hessen hielt man für gesichert. Mit dem Abfall eines Teils des hessen-homburgischen, aber auch der kurhessischen Truppen wurde gerechnet. Auch die preußische Landwehr, so hoffte man, würde den Kampf gegen das Volk verweigern. Vom Rhein her erwartete man französischen und polnischen Zuzug. Unterstützt durch den Preß- und Vaterlandsverein, glaubte man, das übrige Deutschland leicht zu gewinnen. Eine provisorische Regierung sollte dann die liberalen Führer zu einem Vorparlament einberufen. Dieses sollte die Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung organisieren, die darüber zu entscheiden habe, ob Deutschland eine Republik oder eine konstitutionelle Monarchie werden solle – eben so, wie es dann 1848 ausgeführt wurde. Die Regierungen waren durch Spitzel und Spione übrigens gut unterrichtet, ohne den Plänen jedoch besondere Bedeutung beizumessen. Ihnen erschien es vielfach absurd, daß ein paar Studenten den Deutschen Bund meinten beseitigen zu können.

Zweifellos kamen die Anführer des Preß- und Vaterlandsvereins früh auf den Gedanken, sich der Burschenschaften zu bedienen, zumal sie selbst meist Burschenschafter gewesen waren. Es bestanden enge Beziehungen zu den Germanen; Gustav Bunsen, Georg Adolf Berchelmann, Eduard Kollhoff waren die Mittelspersonen, während im Vaterlandsverein Georg und Karl Bunsen, Friedrich Sigmund Jucho u. a. die eigentlichen Drahtzieher waren. Nur Franz Gärth, der Sekretär des Vereins, stand im Vordergrund und entfaltete eine eifrige und geheime Tätigkeit. Nach Gustav Peter Körner liebte er kühne Pläne, täuschte sich selbst große Dinge vor und war ein Charismatiker, dem schwächere Naturen gern folgten. Gärth unterhielt Verbindungen zu Oppositionellen in ganz Deutschland, dazu mit den Straßburger Flüchtlingen und dem polnischen Revolutionsausschuß in Paris.

Im Februar 1833 ging Peter Friedrich Neuhoff nach Tübingen, Stuttgart und Ludwigsburg, Gustav Bunsen kündigte schon zu Fastnacht in Heidelberg den Zeitpunkt des Aufruhrs auf die ersten Apriltage an. Körner unternahm am 25. Februar 1833, mit Briefen und mündlichen Aufträgen Gärths versehen, eine große Werbe- und Erkundungsreise durch Mitteldeutschland. Er suchte zunächst in Kassel, wo die Wellen wegen des Verfassungsstreits zwischen Landtag und Landesherrn besonders hoch gingen, den Führer der hessischen Liberalen, Sylvester Jordan, auf. Dieser stellte, besonders für die vorauszusehende Landtagsauflösung durch den Kurfürsten, eine Beteiligung der kurhessischen Bevölkerung an einem allgemeinen Aufstand unter der Führung von Abgeordneten und selbst der Armee und der Bürgergarde in Aussicht. Er billigte auch den vorgesehenen Zeitpunkt und das für das Gelingen geplante rücksichtslose Verfahren. Körner verließ Kassel, wo er auch mit Bürgern und Offizieren gesprochen hatte, die Jordans Ansichten bestätigten, in der Hoffnung, daß, wenn der Schlag in Frankfurt gelänge, man auf Kurhessen zählen könne.

In Göttingen suchte Körner einige alte Freunde auf, darunter August Ludwig von Rochau und Julius Thankmar Alban, die ihm ihre Teilnahme und zugleich die Herstellung von Kontakten mit den örtlichen Liberalen zusagten. Auch in Leipzig, wo sich Körner an den ehemaligen Burschenschafter Karl Eduard Burkhardt, Schriftleiter des „Tageblatts“, wandte, wurde er darin bestärkt, daß mit einem Aufstand in Sachsen zu rechnen sei. In Altenburg fand Körner seine alten Kommilitonen August Wilhelm Rittler und Wilhelm Weber zum Losschlagen bereit. In Jena traf er nur einige wenige Mitglieder der Germania, die mit ihm einen Tag in Kospeda zubrachten und mit denen er „zufriedenstellende Vereinbarungen“ traf. In Coburg hingegen wurde ihm die Stimmung als einem Aufstand wenig geneigt geschildert. Ebenso äußerte sich der ehemalige Münchner und Erlanger Germane Dr. Heinrich Heinkelmann in Bamberg. Dagegen wurde Körner in Kronach versichert, daß dieser Ort den Mittelpunkt eines Aufstandes für das Fichtelgebirge und den Thüringer Wald bilden würde. In Würzburg versprachen Körner eine Anzahl Germanen die Teilnahme bei rechtzeitiger Benachrichtigung.

Am 17. März kehrte Körner nach Frankfurt zurück und berichtete, im ganzen befriedigt, über das Ergebnis der Reise, verhehlte aber nicht seine Ansicht, daß man sich nicht auf alle Versprechungen verlassen könne. Da mittlerweile der kurhessische Landtag am 18. März aufgelöst wurde und die Erregung in Kurhessen darüber stark zunahm, glaubte man sich der Mitwirkung der dortigen Bevölkerung sicher. Auch aus Darmstadt und Heidelberg brachte Körner günstige Nachrichten. Aus Leipzig erschien als Abgesandter der dortigen Freunde der ehemalige Corpsstudent Karl Eduard Tittmann (Lusatia), um sich bei Körner nach den Plänen zu erkundigen.

Gärth hatte währenddessen mit den Radikalen im Großherzogtum Hessen verhandelt. Am 3. März fanden sich mehrere Führer der Verschwörer in Großgartach bei Heilbronn zur entscheidenden Versammlung ein. Hier berichtete Gärth über die angeblichen Teilnehmer und die zu Gebote stehenden Mittel sowie den eigentlichen Plan. Man müsse, legte er dar, in Kürze losschlagen. Die im Februar erfolgte Verhaftung des Buchhändlers Friedrich Gottlob Frankh, des Kandidaten Georg David Hardegg und des Arztes Dr. August Friedrich Breidenstein mahnte zur Beschleunigung. Man vereinbarte, daß in Frankfurt und Ludwigsburg an einem vor dem 6. April liegenden noch genauer zu bestimmenden Tag gleichzeitig losgeschlagen werden solle. Körner wurde nach Metz geschickt, um den dort weilenden flüchtigen Advokaten Friedrich Schüler zu befragen, ob er in die einzusetzende provisorische Regierung eintreten wolle, die außer ihm aus den Grafen Karl Christian Ernst von Benzel-Sternau, Johann Adam von Itzstein, Sylvester Jordan, Karl von Closen und Karl von Rotteck bestehen sollte. Schüler sagte zu. Körner war dann noch in Straßburg, Colmar und Freiburg und glaubte dort überall Scharen von Polen zu sehen, die seiner Meinung nach am Aufstand teilnehmen wollten.

Zuletzt versuchten die Frankfurter den württembergischen Oberleutnant Ernst Ludwig Koseritz in Ludwigsburg zu überreden, zuerst loszuschlagen. Aber dieser wollte erst den Aufstand in Frankfurt abwarten und gab an, mit den Vorbereitungen noch nicht fertig zu sein. Zögerte er, schreckte er noch zurück? Später wurde behauptet, seine Begnadigung und Entlassung nach Amerika nach einer Verurteilung zum Tode sei eine Belohnung für den von ihm begangenen Verrat gewesen. Ohne Zweifel ist, daß den meisten Verschwörern, mochten sie sich anfangs auch selbst über ihre Mittel und den Willen des Volkes zur Erhebung getäuscht haben, bewußt wurde, daß das geplante Unternehmen nicht gelingen könne. Unklar bleibt aber, weshalb die Frankfurter dennoch auf der Ausführung beharrten. Gärth mag in Selbsttäuschung befangen geblieben sein, bei anderen war, wie es scheint, das Bewußtsein durchgedrungen, daß es zu spät sei, zurückzutreten, weil man so oder so bestraft werden würde. Wieder andere glaubten, daß auch ein Mißlingen des Unternehmens durch die Aufregung, die in das Volk getragen würde, einen Fortschritt auf dem Wege zur Einheit und Freiheit Deutschlands bedeuten werde. Dieser Gedanke scheint ausschlaggebend gewesen zu sein. Die jungen, draufgängerischen und tatenlustigen Mitglieder des Frankfurter Ausschusses des Preß- und Vaterlandsvereins waren entschlossen, sich für die gute Sache zu opfern. Sie wußten auch, daß etliche Burschenschafter mitziehen würden und verrechneten sich nicht. Die Mahnungen und Warnungen Friedrich Ludwig Jahns in der erst Mitte März 1833 vollendeten Schrift „Merke zum deutschen Volkstum“, die die Geheimbündelei und das Liebäugeln mit Frankreich auf das Schärfste verurteilte, das Unglück des deutschen Volkes im Gegensatz von Volk und Staat sah und das von Unholden aller Art, von „Rückwärtsern“ und „Hambachern“ in gleicher Weise bedrohte Volk aufforderte, diesen Gegensatz zu beseitigen, kamen zu spät, würden auch schwerlich noch Gehör bei der radikalisierten Jugend gefunden haben. Die Studenten fühlten sich als Vortrupp und glaubten die historische Entwicklung, die Geschichte, auf ihrer Seite. Das wirkte sich in einer erstaunlichen Bereitschaft aus, Sekurität und das persönliche Fortkommen zu Gunsten der politischen Betätigung zurückzustellen.

Mitte März fand in Heidelberg im engeren Klub der Burschenschaft unter dem Vorsitz des Sprechers Eduard Fries eine Besprechung statt, in der sich sechs Mitglieder zur Teilnahme am Aufstand meldeten, während die übrigen sich bereit halten sollten, im Falle des Gelingens des Frankfurter Unternehmens loszuschlagen, dann nach Mannheim zu ziehen und sich der dortigen Kanonen und der Rheinbrücke zu bemächtigen. Um das Geld für die nötigen Reisen zu beschaffen, versetzte man die Bücherei der Burschenschaft. Die verbündeten Burschenschaften lud man durch ein Schreiben ein, das etwa lautete: „Anfangs April hat meine Schwester in Frankfurt Hochzeit, deren Tag noch näher bestimmt werden wird. Es wird mich sehr freuen, wenn du diesem Feste beiwohnst und tüchtige Freunde mitbringst.“ Peter Feddersen reiste nach Kiel, um die Aufforderung dorthin zu bringen. Ob eine Einladung nach München gelangte, steht nicht fest. Die nach Würzburg ergangene, durch Heinrich Eimer wiederholte Einladung wurde von Bernhard Luzius nach Erlangen weitergegeben. In Tübingen war, wie Theodor Friedrich Mögling berichtet, ein Brief an Friedrich Böhringer in dessen Abwesenheit angekommen und ihm nach Maulbronn nachgesandt worden. Jedenfalls erhielten die Tübinger keine Kenntnis des Unternehmens. Von dort nahm daher ebenso wenig jemand teil wie aus Kiel und München. Es war zudem für die Ausführung des Plans ungünstig, daß die Einladung in die Ferien fiel, so daß viele Burschenschafter nicht am Studienort anwesend waren. Doch reisten aus Erlangen mehrere Germanen über Würzburg, wo sich eine Anzahl dortiger Burschenschafter anschloß, nach Frankfurt. Nach Göttingen überbrachte Friedrich August Cunradi die Nachricht von der Festsetzung des Tages, aber nicht an den engeren Verein der Allemannia, sondern wohl nur an die einzelnen Mitglieder, die früher germanischen Burschenschaften angehört hatten. Auch nach Gießen und Marburg sind Aufforderungen an die dortigen burschenschaftlichen Kreise ergangen. Der Kandidat Friedrich Breidenstein, ein Bruder des verhafteten Breidenstein, hatte es in Großgartach übernommen, die hessischen Burschenschaften zu verständigen. Bekannt ist, daß in den Tagen kurz vor dem 3. April lebhafter Verkehr zwischen „Patriotenvereinigungen“ in Oberhessen, besonders Gießen, Marburg und Kassel, herrschte. Auch nach Hanau scheinen die Frankfurter Aufforderungen geschickt zu haben.

An den beiden ersten Tagen des April 1833 trafen folgende Studenten in Frankfurt ein:

aus Heidelberg: Heinrich Eimer (auch Freiburger Burschenschaft), Peter Feddersen (auch Kiel), Eduard Fries, Hermann Moré, Ernst Matthiae (auch Bonn) und Karl von Reitzenstein;
aus Würzburg: Johann Baptist Dörflinger, Karl Siegmund Pfretzschner, Heinrich Joseph Freund, Friedrich Gambert (auch Erlangen), Bernhard Lizius (auch Aschaffenburg), Karl Julius Rubner (auch Jena und Erlangen), Ignatz Sartori, Eduard von Welz (auch Germania München und Heidelberg) und Adolf Wislicenus (auch Göttingen und Germania Jena);
aus Erlangen: Friedrich August Krämer (auch Germania Jena), Hermann Friedrich Handschuh (auch Germania München) und Josua Baptist Dehner(t) (auch Greifswald);
aus Göttingen: Julius Thankmar Alban, August Ludwig von Rochau (beide auch Germania Jena) und Karl Friedrich Holzinger (auch München, Göttingen und Heidelberg);
aus dem Straßburger Flüchtlingskreis: Wilhelm Obermüller (Heidelberg und Germania Freiburg), Ludwig Silberrad (Germania Freiburg), Friedrich August Cunradi (Germania München, Würzburg und Heidelberg), Wilhelm Zehler (Würzburg und Teutonia Erlangen) und Johann Kaspar Georg Herold (Halle);
aus Metz: Erasmus Theodor Engelmann (München, Jena und Heidelberg);
aus Gießen: der Pole Alexander Lubanski und Eduard Scriba (auch Bonn);
außerdem ehemalige Burschenschafter: Franz Gärth, Gustav Bunsen und die Lehrer des Erziehungsinstituts Georg Bunsens, Georg Adolf Berchelmann (Heidelberg und Würzburg), Eduard Kollhoff (Halle und München), Georg Nahm (Würzburg, Heidelberg, Germania Erlangen) und Gustav Peter Körner (Jena, München, Heidelberg);
sonstige: die drei Corpsstudenten Dr. Johann Ernst Hermann von Rauschenplat (Hannovera Göttingen), Gymnasiallehrer Ernst Schüler (Starkenburgia Gießen) aus Gießen und der Advokat Dr. Friedrich Neuhoff (Guestphalia Halle) aus Frankfurt.

Endlich sollten noch die drei Gießener Burschenschafter August Becker, Wilhelm Braubach und Friedrich Breidenstein als Unterführer einer vom Landwirt Georg Neuhoff und dem Müller Johann Ernst Schrimpf aus Bonames bei Frankfurt heranzuführenden Bauernfreischar dienen. Zu ihnen gesellte sich eine kleine Anzahl von Handwerkern, Gesellen usw., meist aus Frankfurt, darunter auch ein Tübinger Burschenschafter, der Gärtnergehilfe Eduard Schmidlin, und andere. Ihre Führung sollte der frühere Major Jozef von Michalowski übernehmen. Genau ist die Zahl der Empörer nicht festzustellen. Mehr als 70 werden es kaum gewesen sein.

Die meisten fremden Studenten versammelten sich am 2. April nachmittags auf Einladung Körners und Bunsens in einem Wirtshaus in Bockenheim, unmittelbar vor Frankfurt. Es wurde ihnen mitgeteilt, daß in beiden Hessen und in Württemberg alles für den Aufstand vorbereitet und ein teil der jeweiligen Armeen gewonnen sei. 2.000 Bürger und Handwerksgesellen aus Frankfurt seien zum Anschluß bereit, Bauern aus der Umgegend würden weiteren Zuzug bringen. Doch die Studenten wurden mißtrauisch, sie sahen von der Macht der Verschworenen nichts und durchschauten, mit welch geringer Zahl man den Deutschen Bund hinwegzufegen gedachte. Gustav Bunsen und Körner erkannten dies auch und stellten frei, noch zurückzutreten, am folgenden Tag werde es zu spät sein. Aber keiner trat zurück. Den Vorwurf der Feigheit wollte keiner auf sich laden, auch als sie erfuhren, daß außer ihnen, die zunächst zur Erstürmung der Hauptwache bestimmt seien, nur noch eine kleine Schar zur Einnahme der Konstablerwache bereit sei. Sie wollten sich, wie sie meinten, für das Vaterland opfern. Diese Stimmung bezeugen mehrere, namentlich Alban, vor allem aber Körner in seinem 1837 geschriebenen Tagebuch: „Wir alle waren der festen Überzeugung, daß, wenn auch unser Schritt mißlingen und wir den Untergang finden würden, dennoch irgendeine Tat geschehen müsse. Wir waren der Überzeugung, daß jeder Tropfen vergossenen Blutes tausendfachen Ertrag doch einst bringen würde. Wir waren der Überzeugung, daß das Mißlingen uns nur scheinbar zurückwerfen mußte, denn wir hatten alle aus der Geschichte die unwandelbare Ansicht geschöpft, daß keine Tat, die einem freien, männlichen, auf Selbstaufopferung gegründeten Entschlusse entspringt, ohne die beabsichtigen Folgen bleiben kann. Wir glaubten an die Wahrheit und Gerechtigkeit unserer Gesinnung und also auch unserer Handlung zu sehr, um nicht, wenn auch nicht unmittelbar, den Sieg unserer Sache für gewiß zu halten.“

Am 3. April erhielt das Frankfurter Komitee des Preß- und Vaterlandsvereins die Mitteilung, der ganze Plan sei verraten. Die früheren, den Regierungen zugegangenen Nachrichten hatten einen so wenig glaubhaften Eindruck gemacht, daß bisher niemand an ernstliche Gegenmaßnahmen gedacht hatte. Das vom verhafteten Butzbacher Gemeindeschöffen Johann Konrad Kuhl abgelegte Geständnis und die Aussagen Friedrich Gottlob Frankhs, dem wenigstens einige Andeutungen zu entlocken gewesen waren, waren den zuständigen Behörden noch nicht zur Kenntnis weitergegeben worden. Am Morgen des 3. April erhielt der bayerische Bundestagsgesandte Maximilian von Lerchenfeld und der erste Bürgermeister Frankfurts durch den zu kurzem Besuch weilenden Professor Johann Adam Seuffert aus Würzburg die Mitteilung, daß nach einem dem Würzburger Rechtskonsulenten Quante zugesteckten, unterschriftslosen Brief am Abend um ½ 10 Uhr von Vaterlandsfreunden ein Sturm auf die Konstabler- und die Hauptwache geplant sei. Auch wolle man die Sturmglocke läuten, die Bundestagsgesandten festnehmen und eine provisorische Regierung für ganz Deutschland errichten. Unterstützung aus der Umgebung werde erwartet. Zugleich wurde berichtet, daß der bekannte Unruhestifter und Aufwiegler Rauschenplat in Frankfurt sei, und daß man auffällig viele Studenten sähe. Der bayerische Gesandte setzte das Bundestagspräsidium und die anderen Gesandten in Kenntnis, die Vorsichtsmaßnahmen trafen. Der Militärgouverneur der Festung Mainz wurde verständigt und machte 2.000 Mann mit sechs Geschützen und eine Schwadron Kavallerie mit 100 Reitern marschfertig. Das Frankfurter Linienbataillon wurde alarmiert und die Hauptwache verstärkt. Aber die Wachen erhielten keine scharfen Patronen und wurden auch nicht davon verständigt, daß sie auf einen Angriff vorbereitet sein müßten. Der Bürgermeister und die Senatoren berieten, aber es geschah nichts, um den Ausbruch des Aufstands zu verhindern. Später hat man dies so gedeutet, daß die Regierungen die Empörung haben ausbrechen lassen, um nachher Burschenschaften und Liberale um so sicherer unterdrücken zu können. Beweisbar ist das nicht, willkommen war ihnen der Grund sicherlich.

Die verschworenen Studenten versammelten sich in der Wohnung Gustav Bunsens an der Münze. Jeder erhielt Gewehr, Bajonett und Patronen und eine dreifarbige Armbinde, einige noch andere Waffen. Patronen für die Kanonen und Signalraketen wurden mitgenommen. Punkt ½ 10 Uhr stürzte unter Führung Rauschenplats ein im ganzen 33 Mann starker Haufen, von dem Gustav Bunsen, Berchelmann und Körner je eine Rotte befehligten, auf die von 51 Soldaten besetzte Hauptwache zu und schossen auf den Posten und die in der Wachstube sich aufhaltende Mannschaft. Diese ergab sich, nachdem der wachhabende Offizier durch ein Fenster entflohen war und ein sich tapfer wehrender Sergeant, der Bunsen und Körner verwundete, niedergeschossen war. Einige der Verschwörer begaben sich in das obere Stockwerk, um die dort einsitzenden politischen Gefangenen zu befreien. Andere forderten die sich ansammelnde Menge und die Soldaten vergeblich auf, Waffen zu nehmen und für die Freiheit zu kämpfen. Dann zog die Mehrheit zur Konstablerwache. Nur wenige blieben zur Bewachung der gefangenen Soldaten zurück. Bunsen eilte mit einigen Freunden zum Dom und zwang die Frau des Türmers zum Läuten der Sturmglocke. Mittlerweile war auch die Konstablerwache von einem 18 oder 19 Köpfe zählenden Haufen genommen worden. In dem dabei entstehenden Gefecht wurden mehrere Soldaten getötet oder verwundet. Auch hier wurden einige Gefangene in Freiheit gesetzt, aber auch hier blieb die Aufforderung an das Volk, für die Freiheit zu streiten, ohne jeden Erfolg. Rauschenplat bemühte sich vergebens, die durch strömenden Regen naß gewordenen Raketen zu zünden. Auch die Öffnung des der Konstablerwache gegenüberliegenden Zeughauses, aus dem man Kanonen und Gewehre zur Volksbewaffnung holen wollte, gelang nicht. Einzelne kleine Trupps wurden an anderen Stellen der Stadt gesehen. Sie riefen: ,,Es lebe die Freiheit! Zu den Waffen!“

Inzwischen hatte sich das Linienbataillon marschfertig gemacht, dessen kommandierender Offizier den vor seiner Wohnung lauernden beiden Studenten entkommen war. Mit vorgezogenen Plänklern rückte die Truppe zunächst gegen die Hauptwache vor. Die wenigen Aufständischen, die sich noch dort befanden, gingen auf die Konstablerwache zurück, ohne die dort stehenden beiden Kanonen zu benutzen. Nur Rubner, der sich verspätet hatte, wurde nach heftiger Gegenwehr gefangen. Dann rückte eine Abteilung, gefolgt vom Bataillon, gegen die Konstablerwache vor, die, nachdem zuvor die vorgeschickte Patrouille durch das Feuer der Verschworenen zerstreut worden war, nach kurzem Gefecht genommen wurde. Die Empörer warfen meist einfach die Waffen weg und entkamen in der Dunkelheit. Der nicht nachlassende Regen hatte einerseits die Überraschung der Wachen und das spätere Entkommen erleichtert, andererseits aber größere Volksversammlungen verhindert, auf die man gehofft hatte. Ein Haufen von etwa 60 Bauern war von Bonames her angerückt, hatte die verhaßte hessische Zollstätte in Preungesheim zerstört, aber vor der Stadt angehalten. Ein anderer kleiner Haufen von 15 bis 20 Leuten hatte am Friedberger Tor vergeblich Einlaß begehrt. Beide Gruppen kehrten um, als sie nichts vom Erfolg des Aufstands in der Stadt bemerkten und die verabredeten Zeichen ausblieben.

Auch sonst blieb in Deutschland alles ruhig. Namentlich schlug Koseritz in Ludwigsburg nicht los. Die verschiedenen Verschwörerherde wurden vom Mißlingen des Aufstands rasch, teilweise durch reitende Boten, verständigt. Am 7. April versuchte noch vergeblich eine Schar von 300 bis 400 Polen aus Besançon und Dijon über die Schweiz nach Baden zu gelangen. Auch gleichzeitige Putschversuche in Polen und in Piemont hingen mit der Frankfurter Erhebung zusammen.

Von den Aufrührern starben zwei an den erhaltenen Wunden, einige weitere waren verwundet worden. Dazu wurden sechs Soldaten getötet, 14 verwundet, außerdem wurde ein unbeteiligter Bürger getötet, andere verwundet. Dem größten Teil der Verschwörer gelang die Flucht aus der Stadt und ins Ausland, wobei sie vielfach die Unterstützung ihrer am Aufstand selbst unbeteiligten Freunde und Kommilitonen fanden. Einige wurden in Frankfurt aufgegriffen. Von den Gefangenen starben Neuhoff, Nahm und Dehner(t) in der Haft, Rubner verunglückte im Mai 1834 bei einem mit Hilfe von Frankfurter Einwohnern unternommenen Fluchtversuch tödlich, wogegen zeitgleich Alban und Lizius, später, am 20. Oktober 1836, Rochau, der anfangs einen Selbstmordversuch unternahm, und am 10. Januar 1837 Matthiae, Fries, Sartori, Handschuh, Zehler und Wilhelm Obermüller aus dem Gefängnis entflohen. In der Regel organisierten ihre Freunde die Flucht. Freund, Silberrad und Reitzenstein wurden wahnsinnig, letzterer deshalb im Juni 1834 entlassen. Am 19. Oktober 1836 wurde den Häftlingen, darunter auch der angeblich schauspielernde Freund, das Urteil verkündet. Es lautete auf lebenslängliches, nur beim halbwegs wiederhergestellten Silberrad auf 15jähriges Zuchthaus. Ende November 1838 mußte gegen Freund die Untersuchung eingestellt werden. Pfretzschner wurde nach Bayern ausgeliefert. So blieben nur Eimer, Moré und Silberrad in der Hand der Frankfurter Behörden. Im August 1838 wurden sie zu lebenslänglicher Verbannung begnadigt unter der Bedingung, daß im Falle der Rückkehr ihre Strafe vollstreckt werden sollte. Von den flüchtigen bayerischen Staatsangehörigen wurde Lizius in Abwesenheit zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt, gegen Dörflinger, Engelmann, Gambert, Holzinger, Cunradi und Welz wegen ungenügender Beweise auf Einstellung und eine Verdachtsstrafe von je 10.000 Gulden oder fünfjähriger Festungshaft erkannt. Erst 1839 hob das Münchner Oberappellationsgericht dieses Urteil auf, und Pfretzschner und Krämer wurden in Freiheit gesetzt. Besonders hart griffen die preußischen Behörden durch, rund 200 Burschenschafter wurden verurteilt, darunter über 30 zum Tode, was später meist in lebenslängliche bzw. 30jährige Haft umgewandelt wurde. Amnestierungen erfolgten erst 1840 anläßlich der Thronbesteigung König Friedrich Wilhelm IV. Die Flüchtigen gingen meist in die Schweiz oder die USA, Körner etwa wurde später Oberster Richter und Vizegouverneur von Illinois und US-Gesandter in Madrid. Nur wenige, so Gärth, Eimer und Rochau, kehrten nach 1848 nach Deutschland zurück.

Wir haben Körner gehört: Obwohl aussichtslos, war er trotzdem für das Unternehmen. Ähnlich schrieb Rochau: „Wir hatten keinen anderen Zweck als den, zu fallen und Deutschlands politisches Urteil anzuregen. Es war von einer Eroberung, von der Möglichkeit eines Umsturzes keine Rede. Man wollte gegen die Bundesbeschlüsse, gegen die Lethargie der Masse protestieren, man wollte der konservativen Partei zeigen, wessen die liberale fähig sei in ihrem Mut und ihrer Überzeugung.“

Aus Rochaus Worten spricht ein Avantgardebewußtsein, wie es für Studenten bis 1968 charakteristisch war. Zwar hatten sich bis dahin die Studenten einschließlich ihres politischen Standortes in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit verändert. Konstant geblieben war jedoch ihre Funktion als potentielle Elite. Denn in der Studentenschaft vereinen sch Aspekte einer juristisch, kulturell und gesellschaftlich relativ geschlossenen Gruppe. Den deutschen Studenten zeichnen dabei mehrere Faktoren aus: Zunächst ist das Studententum eine zeitlich begtenzte Phase im Leben junger Erwachsener, die ein ausgeprägtes, studentische Traditionen weitergebendes Gruppenbewußtsein aufweisen und daher wenig soziale Kontakte zu anderen Schichten pflegen. Studenten sind familiärer Sorgen weitgehend ledig, auf Grund des deutschen, wissenschaftlichen und nicht erzieherischen Studiensystems in ihrem Tun und Lassen ausgesprochen unabhängig und wegen ihrer vorrangig geistigen Beschäftigung wenig auf vorhandene Denkmodelle fixiert. Besonderen Nachdruck verleihen studentischem Engagement die berufliche, soziale und finanzielle Ungewißheit, der instabile Sozialstatus: Studenten sind noch nicht gesellschaftlich integriert und stehen daher auch Kompromissen weitgehend ablehnend gegenüber. In ihren politischen Ideen und Idealen neigen Studenten deshalb zum Rigorismus. Daraus resultiert, Gegner zu bekehren, oder, wenn das nicht möglich ist, sie niederzukämpfen oder zu vernichten. Zudem: Bis weit in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein begriffen die Gesellschaft wie die Studenten sich selbst als Elite, die als Akademiker die führenden Positionen des öffentlichen Lebens einnehmen würden, woraus letztlich das für eine Avantgarderolle unerläßliche Selbstbewußtsein entstand. Damit einherging eine anhaltende Überschätzung der eigenen Rolle, aber auch eine ,,Seismographenfunktion gesellschaftlicher Veränderungen“ (Thomas Nipperdey). Mehr noch, studentische Organisationen, die Verbindungen, hatten für die politische Kultur des bürgerlichen Deutschland von jeher eine Leitfunktion, spiegeln die Vielgestaltigkeit des gesellschaftlichen Lebens und sind mit den Problemen der einzelnen politisch-gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen verzahnt (Otto Dann).

Dazu kommt im Falle des Frankfurter Wachensturms noch mehr. Er ist die Fortsetzung des Hambacher Festes, das wiederum die Fortsetzung des Wartburgfestes war – so bereits Zeitgenossen. Hambach war die größte und bedeutendste demokratische Volksversammlung des Vormärz, die erste politische Massenveranstaltung in Deutschland, der Höhepunkt einer breiten Bewegung in den deutschen Staaten, die erstmalige massenhafte Vertretung nationaler, radikaler republikanischer Forderungen und mit dem Preß- und Vaterlandsverein der erste Versuch des Aufbaus einer organisierten Partei sowie die ,,erste Formulierung und Proklamation der Grundrechte des deutschen Volkes. Das Einzigartige und bis dahin noch nie Dagewesene hat Wirkung und Sprengkraft über das Jahrhundert hinaus.“ Mit dem Frankfurter Wachensturm versuchten die Studenten gewaltsam umzusetzen, was weniger als ein Jahr zuvor in Hambach proklamiert worden war.

Eben das zog im April 2008 eine ganze Reihe von würdigenden Veranstaltungen nach sich, wobei man, den demokratischen Impetus der Wachenstürmer hervorhebend, die Gewaltanwendung bedauerte oder mißbilligte und den nationalen Ansatz verschwieg. Denn gar trefflich läßt sich mit der Geschichte, mit Hambach und Wachensturm Politik treiben, läßt sich beides aktuell verwerten. Edgar Wolfrum hat in seiner 1999 erschienenen Habilitationsschrift über ,,Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland“ gezeigt, daß ,,Geschichte als Waffe“ bzw. Geschichtspolitik „als Kampfmittel gegen innere und äußere Feinde“ genutzt wird. Geschichte ist ,,eine geeignete Mobilisierungsressource im politischen Kampf um Einfluß und Macht. Sie kann als Bindemittel dienen, um nationale, soziale oder andere Gruppen zu integrieren. Sie kann ausgrenzen, Gegner diffamieren und gleichzeitig das eigene Handeln legitimieren. Will man diese Mechanismen näher betrachten, so empfiehlt es sich, vielfältige Formen der Geschichtspräsentation zu untersuchen, die von der Präsentation von Mythen und Nationalhelden bis hin zur Sinnstiftung durch Museen und Denkmäler reichen. Sie schaffen Erinnerungslandschaften – und Erinnerungslandschaften beeinflussen die Vorstellungen und Werte von Menschen.“ Eine solche Erinnerungslandschaft ist real und im symbolischen Sinne der Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833.

Geschichtspolitik als ,,Kampffeld der Vergangenheitsinterpretationen und der Zukunftserwartungen“, so Wolfrum weiter, ist argumentatives und publizistisches Mittel zur Gegnerbekämpfung, zur Legitimierung eigenen politischen Handelns oder zur Herrschaftslegitimation, unabhängig von der jeweiligen Herrschafts- oder Staatsform. Es gilt das gesellschaftliche Geschichtsbewußtsein zu formen, um identitätsstiftende Wirkung zu erzielen und Zustimmung zu historischer Legitimation politischen Handelns zu erhalten.

Die 100-Jahr-Feier des Wachensturms wurde 1932/33 vom Frankfurter Magistrat erwogen, unterblieb in der Weltwirtschaftskrise aber auf Grund der erwarteten Kosten. Kaum jemand interessierte sich für die kleine 125-Jahr-Feier des Wachensturms 1958, erst zur l50-Jahr-Feier 1983 erschienen einige Beiträge einschließlich solcher der Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung. Wie schon 1982 für Hambach wurden – wenn auch im geringeren Maße – Geldmittel bereitgestellt, Regierungsstellen des Bundes, des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt wurden aktiv, Feier- und Gedenkstunden fanden statt. Die Deutsche Burschenschaft erinnerte sich der Burschenschafter, die 1832 in Hambach und 1833 in Frankfurt dabei waren. Offensichtlich hatte das Interesse an Ereignissen und Orten massiv zugenommen. Warum? Wo lag der Grund?

Während in der älteren burschenschaftlichen Geschichte, in der burschenschaftlichen Geschichtsbetrachtung und im burschenschaftlichen Geschichtsbewußtsein die nationalstaatliche Einigung im Vordergrund stand, waren jetzt verstärkt Töne zu hören, die die freiheitlich-demokratische Tradition betonten. Das korrespondierte mit einer Entwicklung, die auf der staatlichen Seite 1970 begonnen hatte. In diesem Jahr äußerte Bundespräsident Gustav Heinemann grundsätzliche Überlegungen zum Thema Geschichtsbewußtsein und Tradition, die letztendlich in die Einrichtung der ,,Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte“ im badischen Rastatt mündeten. Stärker als bisher ins Bewußtsein treten sollte die demokratische deutsche Überlieferung vom Bauernkrieg des frühen 16. Jahrhunderts über die deutschen Jakobiner des späten 18. bis hin zum Zeitalter der Befreiungskriege, die Revolutionen von 1830, 1848/49 und 1918/19, der Widerstand nach 1933 und der DDR-Volksaufstand von 1953. Dies natürlich nicht als Selbstzweck, sondern vor allem zur Legitimierung einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, wie sie 1949 im Westen Deutschlands installiert worden war. Hambach und in seinem Gefolge der Frankfurter Wachensturm bekamen eine Funktion, die sich in den letzten Jahren wiederum änderte: so verschwand der burschenschaftliche, wohl zu nationale Anteil einschließlich der Replik der Fahne der Urburschenschaft weitgehend aus der Hambacher Ausstellung, ebenso ist es mit dem anscheinend zu gewalttätigen Wachensturm. Er ist gegenwärtig eben nur zu Teilen politisch verwertbar, mit seinen Toten und Verwundeten und ihrem Wollen zu ambivalent, um ins deutsch-demokratische Weltbild eingepaßt zu werden.

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